Zahnmedizin up2date 2024; 18(05): 437-456
DOI: 10.1055/a-2336-1979
Varia

Ursachen und Behandlung von Unverträglichkeitsreaktionen auf Zahnersatz

Wilhelm Niedermeier
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Mit dem Prothetik-Boom ab Mitte der 1970er-Jahre schnellte auch die Inzidenz von Unverträglichkeitsreaktionen auf Zahnersatz hoch. Neben relativ einfach behandelbaren monokausalen Ätiologien überwiegen multifaktoriell verursachte Beschwerdebilder, welche Diagnosestellung und Therapie entsprechend komplizieren. In diesem Beitrag wird auf die Erfahrungen mit 1567 betroffenen Patienten zurückgegriffen, die in den Jahren 1976–2016 behandelt wurden.

Kernaussagen
  • Anhand eines Patientenguts von 1567 Patient*innen, die in den Jahren 1976–2016 behandelt wurden, wird auf die Problematik der Befunderhebung und Therapie bei Prothesenunverträglichkeitsreaktionen eingegangen.

  • Neben relativ einfach behandelbaren monokausalen Ätiologien überwiegen mehrfaktoriell verursachte Beschwerdebilder, die diagnostische und therapeutische Ansätze entsprechend komplizieren.

  • Ganz allgemein liegt beim Auftreten einer Unverträglichkeitsreaktion auf Zahnersatz eine unzureichende Toleranzbereitschaft des Kauorgans und hier insbesondere der tegumentalen Mukosa vor, welche die Inkorporation und das Tragen von Zahnersatz erheblich beeinträchtigt.

  • Die mangelnde Verträglichkeit kann durch einen oder mehrere Faktoren hervorgerufen werden, unter denen Mundtrockenheit, oraler Galvanismus, allergische Diathesen, internistische und immunologische Erkrankungen, mitunter auch psychosomatische Befunde pathogene Bedeutung haben.

  • Bei der Diagnostik spielt der Karenzversuch und ein „Zurückdrehen des Zeitrads“ eine ausschlaggebende Rolle.

  • In der Therapie erscheint ein sukzessiver Ausschluss der einzelnen Ursachenfaktoren in der Reihenfolge ihrer Wertigkeit sinnvoll.

  • Die Rezidivquote, die bei durchschnittlich 15% der behandelten Fälle liegt, ist in denjenigen Fällen deutlich erhöht, in denen medizinische Ursachenfaktoren eine medikamentöse und häufig eine Xerostomie verursachende Therapie erfordern.



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Article published online:
01 October 2024

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